Der Haupttrunk des Biers
Nach dem ersten aromatischen Eindruck fokussierst du dich im nächsten Schluck auf den Haupttrunk. Dafür atmest du vor dem Schluck ein, um dann mit dem Bier im Mund wieder auszuatmen. So lassen sich Aromen besser wahrnehmen. Bewege für das Schmecken des Bierkörpers auch deine Zunge, denn sie erkennt verschiedene Bereiche und somit ein breites Spektrum an Aromen. Beim Haupttrunk verfeinerst du noch einmal die Unterscheidung der verschiedenen Bieraromen. Diese kannst du in unterschiedliche Geschmackskategorien einteilen:
Ein entscheidender Bereich ist die Aromatik, welche aus Malz, Hopfen und Hefe zusammengesetzt ist und damit unterschiedliche Geschmacksausprägungen erhält.
- Malz: Honig, Toffee, Brot, geröstet, Nuss, Kaffee, getoastet, Weißbrot, Schokolade, Nougat, Tabak, Karamell, Pumpernickel
- Hopfen: Grapefruit, Zitronengras, fruchtig, harzig, Rosen, Flieder, Holunder, rote Beeren, Stachelbeere, grasig, Mango, getrocknete Blumen, Stroh, holzig, Kamille
- Hefe: fruchtig, Steinobst, Banane, roter Apfel, Butter, Gewürznelke, schweflig, Rosenduft, gewürzig, Birne, alkoholisch
Da ein Bier aus einigen hundert Einzelaromen besteht, ist es hilfreich, bei der Geschmacksanalyse erst eine Oberkategorie zu benennen, zum Beispiel „fruchtig“. Anschließend versuchst du, zu differenzieren, welche Fruchtsorte du herausschmecken kannst. Das ist die Unterkategorie. Schmeckt dein Bier eher nach Beeren oder eher nach Zitrusfrüchten? Erst dann versuchst du, das Einzelaroma zu erschmecken, das dann „Cassis“ oder „Grapefruit“ sein kann. Der Bier-Aroma-Baum zeigt dir die wichtigsten sensorisch wahrnehmbaren Aromen der Biere, sortiert nach der Herkunft der Aromen. Dieser Baum ist eine aufschlussreiche Hilfestellung beim Einsortieren des Geschmackserlebnisses.
Diese Nuancen lassen sich nicht alle in jedem Bier erschmecken, aber je nach Sorte wirst du einige erkennen.
Auch die Bittere wird im Haupttrunk erschmeckt, klingt aber oft auch im Nachtrunk nach. Hier kannst du Bezeichnungen verwenden wie:
- kaum wahrnehmbar
- im Hintergrund
- Struktur gebend
- Rückgrat bildend
- auffallend
- kräftig
- dominant
- markant
Auch Säure und Süffigkeit sind Faktoren, die dir bei der Bierverkostung auffallen werden. Gerade bei der Säure ist es interessant zu ertasten, wie gut sie sich in die Harmonie des Biers integriert. Die Süffigkeit wird vor allem von der dichte des Körpers beeinflusst. Allerdings gilt nicht automatisch, dass schwere Biere nicht süffig sind. Hier kommt es auf das Zusammenspiel von Alkoholgehalt, Bittere, Säure und andere Geschmacksnoten an.
Schlussendlich geht es auch um das Herausschmecken des Körpers und der Textur des Biers. Was sind deine Assoziationen? Den Körper des Bieres zu beschreiben, ist wohl am schwierigsten. Schafft der Körper des Bieres, die Aromen zu tragen? Prinzipiell gilt: Je intensiver die Aromen des Biers sind, desto dichter sollte sein Körper sein.
Ein intensiver Doppelbock kann einen öligen und schweren Körper haben, während ein norddeutsches Pils mit einer klaren Linie eher schlank und trocken aufwartet. Behalte daher immer die Worte Balance, Harmonie und Mundgefühl im Hinterkopf. Diese weiteren Begriffe helfen dir bei der Beschreibung:
- schlank
- unaufdringlich
- weich
- samtig
- vollmundig
- auskleidend
- intensiv
- kantig
- rau
Wichtig ist, dass du dir alle Eindrücke immer sofort notierst. Als Hilfe zum Erkennen von Geschmacksnuancen kannst du den Bier-Aromabaum nutzen. Wenn es dir schwerfallen sollte, einen Geschmack des Biers, der dir im wahrsten Sinne des Wortes auf der Zunge liegt, zu benennen, ist es eine tolle Unterstützung.