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Das metrische System bietet für beinahe alle Bereiche die passende Maßeinheit – doch wenn Bier sich selbstverständlich auch in Litern und Millilitern angeben lässt, gibt es für das vielleicht beste Getränk der Welt auch ganz eigene Maßeinheiten. Diese Maßeinheiten sind nicht nur praktische Messungen, sondern tragen auch zur Atmosphäre und zum Erlebnis des Biertrinkens bei. Wir erklären dir, was es mit der Maß Bier, Seidla, Stiefel und weiteren Bier-Maßeinheiten auf sich hat.
Wer schon einmal das Oktoberfest in München besucht hat, hat sicher auch eine Maß Bier bestellt. Und allgemein ist die Maßeinheit in Bayern recht geläufig, in den meisten Biergärten ist die Maß der absolute Standard. Im bayrischen Festzelt ist Bier in kleineren Mengen häufig gar nicht erhältlich.
Eine Maß Bier entspricht genau einem Liter Bier. Traditionell wird die Maß in einem Glas- oder Steinkrug serviert, der genau einen Liter fassen kann und auch als Maßkrug bezeichnet wird. Das Wort Maß stammt aus dem Althochdeutschen und bedeutet Maßstab oder auch Messung. Ausgesprochen wird die Maß mit kurzem a und scharfem s, zumindest in Bayern und Schwaben.
Wie die Maß zur Biermaß wurde, ist schwer zu bestimmen. Bekannt ist jedoch, dass das Maß als Volumeneinheit im Mittelalter in verschiedenen Teilen Europas verwendet wurde. In Bayern wurde es schließlich zur Standardmenge für Bier und ist heute ein Symbol für die deutsche Bierkultur, insbesondere in Bayern und beim Oktoberfest.
Das Oktoberfest, das größte Volksfest der Welt, hat der Maß international zum Kultstatus verholfen. Hier wird das Bier nicht nur getrunken, es wird zelebriert. Im Durchschnitt werden jedes Jahr zwischen 6 und 7 Millionen Maß Bier beim Oktoberfest ausgeschenkt. Die genaue Zahl variiert von Jahr zu Jahr. In einigen Jahren wurden sogar über 7 Millionen Maß Bier während des gesamten Festes konsumiert. Wenn du auf dem Oktoberfest traditionell „a Maß!“ oder auch „oa Maß!“ bestellst, bekommst du ein Märzen serviert, auf Veranstaltungen ohne Festbier ist die Maß grundsätzlich ein Helles.
Die Maß ist Kult – dementsprechend viele Fakten und Kuriositäten ranken sich darum:
Was den Bayern die Maß ist den Franken das Seidla. Darunter verstehen die Franken einen halben Liter Bier, der oft in traditionellen Steinkrügen serviert wird. Wenn du also in einem Biergarten in Franken ein Seidla bestellst, bekommst du einen halben Liter Helles. Seidla ist vom mittelhochdeutschen Seidel abgeleitet, das wiederum vom lateinischen situla abstammt, das Eimer bedeutet. In einigen fränkischen Regionen gibt es spezielle Brauereien, die ihr Bier ausschließlich in Seidla servieren. Und auch bei regionalen Veranstaltungen und Festen spielt das Seidla eine wichtige Rolle: Es ist oft das Gefäß der Wahl bei Bierproben und kleineren Dorffesten, teilweise werden sogar spezielle Seidla entworfen.
Die Maß ist in Bayern häufig der Standard – allerdings kannst du in ganz Deutschland eine Halbe bestellen. Dabei handelt es sich um einen halben Liter Bier in der Flasche oder im Bierglas, je nach Lokalität. In Köln kannst du neben einer Halben auch eine sogenannte Stange bekommen. Dieses schmale, zylindrische Glas wird oft für das Kölner Bier "Kölsch" verwendet. Es fasst 0,2 Liter und ermöglicht ein schnelles Trinkerlebnis. In Köln wird das Bier in schneller Folge serviert, solange der Deckel nicht auf dem Glas liegt.
Du willst mehr über die verschiedenen Gefäße erfahren, in denen Bier serviert werden kann? Wir zeigen dir die Bierglas-Arten im Überblick.
Vielleicht hast du es ja schonmal gesehen: Ein Glasgefäß in Form eines Stiefels, das mit Bier gefüllt ist. Der Stiefel hat eine lange Tradition, Trinkgefäße in Form verschiedener Schuhe lassen sich bis ins frühe zweite Jahrtausend v. Chr. zurückverfolgen. Heute ist der Stiefel an einen Brauch aus dem Militär angelehnt. Im 19. Jahrhundert wurde dort als Strafe oder auch Mutprobe tatsächlich aus echten Stiefeln getrunken.
Heute fasst ein stiefelförmiges Glas normalerweise zwei Liter, aber auch Modelle mit bis zu fünf Litern sind keine Seltenheit. Wegen der Menge wird der Stiefel meist unter Freunden geteilt und reihum gereicht. Die Schwierigkeit beim Trinken liegt einerseits darin, dass das Gefäß schwer und glatt ist und somit leicht aus den Händen rutschen kann. Zudem entsteht ein Unterdruck, wenn das Bier sich beim Trinken in der Stiefelspitze befindet. Hier ist Vorsicht geboten, wenn du nicht willst, dass das Bier dir plötzlich mit voller Wucht ins Gesicht schwappt. Je nach Region gibt es zudem verschiedene Trinkspiele, die mit dem Stiefel gespielt werden und häufig eine lange Tradition haben.
Abschließend lässt sich sagen, dass die verschiedenen Biermaße nicht nur praktische Messungen sind, sondern auch kulturelle Symbole. Sie erzählen Geschichten von Tradition, Gemeinschaft und dem Genuss des Biertrinkens.
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